Über mich
Kurzvita
- 09/2009-07/2011 Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten
- 2015-2021 Studium der Tiermedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München
- 09/2021-07/2024 Angestellte Tierärztin in verschiedenen Kleintierpraxen
- seit 01/2019 Mitglied bei der TVT (Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.), Arbeitskreis Zoofachhandel und Heimtiere
- seit 05/2022 eingetragen auf der Tierärzteliste für Heimtiere der DVG (Deutsche veterinärmedizinische Gesellschaft), AG Kleinsäuger
- 09/2024 Niederlassung in eigener mobiler Praxis
Warum Kaninchen?
Schon seit frühester Kindheit war "Tierarzt" mein Traumberuf und das Kaninchen mein Lieblingstier. Dies wurde dadurch gefestigt, dass ich mit 8 Jahren meine beiden ersten eigenen Kaninchen bekam - die, im Nachhinein betrachtet, damals leider noch katastrophal ernährt wurden (handelsübliches Trockenfutter, Brot, massenweise Obst und Wurzelgemüse, ...) und in mehr als suboptimaler Haltung lebten (nachts auf engstem Raum in einem handelsüblichen Außenstall).
Mit den Jahren wuchs die Erfahrung und dank des zunehmenden Zugangs zum Internet auch der Austausch und das Fachwissen. Was sich nur unzureichend besserte, war die tierärztliche Versorgung unserer Kaninchen - im Gegenteil mussten wir schwere, teilweise tödliche Behandlungsfehler bei unseren eigenen Tieren miterleben.
Umso mehr verstärkte sich mein Wunsch, es eines Tages besser zu machen und Kaninchen nicht nur "irgendwie mitzubehandeln", sondern sie zum Mittelpunkt meiner tierärztlichen Tätigkeit zu machen, um ihnen die qualitativ hochwertige, vollumfassende Betreuung zu geben, die sie verdienen und die ihre Besitzer zurecht erwarten. Selbstverständlich gehört dazu auch eine detaillierte Beratung zur gesunden Ernährung und artgerechten Haltung.
Kaninchen (und andere kleine Heimtiere) sind keine "Billig-," "Kinder-" oder "Anfängertiere", Patienten zweiter Klasse oder "kleine Hunde und Katzen", sondern eine haltungs-, ernährungs- und behandlungstechnisch extrem anspruchsvolle und zugleich sehr krankheitsanfällige Spezies, bei der bereits kleinste Unachtsamkeiten oder fehlerhafte Rückschlüsse aus der Kleintiermedizin (also Hunde- und Katzenmedizin) fatale Folgen nach sich ziehen können.
Kaninchen in der Tiermedizin: ignoriert, belächelt und fehlbehandelt
Anmerkung: Die hier geschilderten Problematiken gelten überwiegend auch für Meerschweinchen!
Als drittbeliebteste Haustierart Deutschlands wäre es nur logisch und sinnvoll, wenn Kaninchen einen ebenso großen Teil des studentischen Lehrplans und tierärztlichen Fortbildungsangebots einnehmen würden wie Hunde und Katzen. Die Realität in der Tiermedizin sieht leider anders aus:
- Im Pflichtprogramm der Universitäten existieren Kaninchen & Nagetiere praktisch nicht.
- Um die tierärztliche Approbation zu erhalten und Kaninchen und Nager offiziell behandeln zu dürfen, brauchen Studenten keinen einzigen Kurs besucht und keine einzige Prüfung zu diesen Tierarten abgelegt zu haben!
- Das Fortbildungsangebot im Bereich kleine Heimtiere ist verschwindend gering verglichen mit dem zu Hunden, Katzen und Großtieren.
- Ein großer Teil der praktizierenden Tierärzte mit Spezialisierung auf Kleintiere (= Katzen und Hunde) behandeln Kaninchen und Nagetiere "nebenbei" mit, obwohl das notwendige Fachwissen fehlt.
- Notdiensthabende Tierärzte werden regelmäßig mit kleinen Heimtieren "konfrontiert" und müssen sie im Notfall natürlich auch behandeln - oft ohne jegliches Fachwissen.
- Kaninchenbesitzer sind zu Notdienstzeiten meist gezwungen, einen nicht-spezialisierten Tierarzt aufzusuchen - teilweise mit fatalen Folgen.
- Viele Heimtierbesitzer verzweifeln an der Suche nach einem spezialisierten Tierarzt, da sie eine schlechte Erfahrung nach der anderen sammeln. Trotz der oft suboptimalen oder fehlerhaften Behandlung summieren sich die Tierarztkosten nicht selten bis in den 3- bis 4-stelligen Bereich.
- Eine Anfahrt von 1-2 Stunden zum nächsten Spezialisten sind unter Kaninchenbesitzern keine Seltenheit.
- In manchen Fällen kann auch der Spezialist nicht mehr helfen oder nur noch "Schadensbegrenzung" betreiben, da die ausschlaggebende Krankheit des Tieres über Jahre nicht erkannt, falsch oder unzureichend behandelt wurde.
- Je nach Region müssen Heimtierbesitzer teilweise wochenlange Wartezeiten auf einen Termin beim Spezialisten in Kauf nehmen.
Mittlerweile finden sich im Internet nach Postleitzahlen angeordnete Tierarztlisten speziell für Kaninchen- und Nagetierexperten. Vielen Besitzern ist allerdings - verständlicherweise - gar nicht bewusst, dass gezielt ein Spezialist aufgesucht werden sollte, da "der Tierarzt von nebenan" sich möglicherweise noch nie mit Kaninchenmedizin befasst hat.
Für zusätzliche Verwirrung sorgen die unterschiedlichen, teils gegenteiligen Verwendungen der Begriffe "Kleintiere" und "Heimtiere" - denn während Kaninchen im gängigen Sprachgebrauch (und z. B. auch im Mietrecht) "Kleintiere" sind, Hunde und Katzen jedoch nicht, verhält es sich in der Tiermedizin genau andersherum: Der Begriff "Kleintiere" wird für Hunde und Katzen verwendet, während Kaninchen und Nagetiere als "Heimtiere" oder "Kleinsäuger" bezeichnet werden. Ein "Fachtierarzt für Kleintiere" ist also keineswegs ein Kaninchenspezialist, sondern hat sich im Bereich Hunde und Katzen fortgebildet.
Doch auch Besitzer, die sich der Problematik bewusst sind und gezielt nach einem Spezialisten suchen, sehen sich oft mit den großen Problemen der langen Anfahrt und der fehlenden Verfügbarkeit kurzfristiger Termine konfrontiert.
Die Odyssee der Kaninchenbesitzer
Anmerkung: Die hier geschilderten Problematiken gelten überwiegend auch für Meerschweinchen!
Kaninchenhalter, die negative, teils traumatische Erfahrungen mit Tierärzten gemacht haben, sind in der Praxis trauriger Alltag. Da ich mich früher ebenfalls "auf der Besitzerseite" befand und über die sozialen Netzwerke bis heute mit Hunderten von Besitzern in Verbindung stehe, kann ich mich gut in deren Position hineinversetzen.
Beispiele für typische Negativ-Erfahrungen von Kaninchenbesitzern:
- Kaninchen mit Untertemperatur (d. h. im Schockzustand!) werden nur dürftig behandelt und anschließend wieder nach Hause geschickt.
- Lebensbedrohliche Notfälle wie z. B. Darmverschlüsse werden nicht erkannt oder völlig unzureichend behandelt.
- Röntgenbilder werden fehlerhaft interpretiert, schwere Erkrankungen übersehen.
- Neurologische Symptome wie Kopfschiefhaltung, Gleichgewichtsstörungen, Nystagmus (Augenflackern) usw. werden blindlings dem Infektionserreger E. cuniculi zugeschrieben, obwohl sie - vor allem bei Widdern! - auch häufig die Folge einer Mittelohrentzündung sind.
- Die Schmerzmitteldosierung ist zu niedrig (Beispiel: Von dem Entzündungshemmer Meloxicam benötigt ein Kaninchen 20-mal mehr als eine Katze!).
- Es werden ungeeignete Schmerzmittel verschrieben (z. B. Meloxicam anstelle von Metamizol bei Magen-Darm-Beschwerden).
- Es werden für Kaninchen unverträgliche Medikamente verwendet (z. B. Butylscopolamin, Fipronil, Cortison oder bestimmte Antibiotikaklassen).
- Backenzähne werden ohne Narkose kontrolliert oder eingeschliffen, indem das Mäulchen mit einem Maulspreizer gewaltsam aufgehebelt wird. Dies ist für das Tier mit Panik, Schmerzen und schlimmstenfalls schweren Verletzungen verbunden.
- Zahnkorrekturen erfolgen mit einer Zange oder Schere anstelle einer Schleifscheibe. Hierdurch kommt es zur Schädigung des Zahnschmelzes und in der Folge zu Zahnwurzelinfektionen.
- Zahnwurzelerkrankungen werden nicht erkannt, da keine Bildgebung erfolgt oder die Befunde fehlerhaft interpretiert werden.
- Es wird - oft trotz schwerer Symptomatik oder eines hohen Alters - keinen Wert auf weiterführende Diagnostik, wie Blut-, Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen gelegt.
- Es wird fehlerhaft geimpft.
- Besitzer von Widdern werden nicht über deren hochgradige Neigung zu Ohrenentzündungen informiert, chronische Ohrerkrankungen werden jahrelang übersehen.
- Unkastrierte Häsinnen mit blutigem Vaginalausfluss werden "gegen Blasenentzündung" behandelt, obwohl die Ursache in der Gebärmutter liegt.
- Bei der Häsinnenkastration werden lediglich die Eierstöcke entnommen, obwohl die Entfernung der Gebärmutter zur Vorbeugung von Krebserkrankungen essenziell ist.
- Es wird auf wichtige Maßnahmen zur Narkosesicherheit verzichtet (z. B. stressarmes Einschlafen und Aufwachen, steuerbare Narkoseform, Venenzugang, Dauertropfinfusion, Sauerstoffzufuhr, Monitorüberwachung, permanente Temperaturüberwachung und Wärmezufuhr, postoperative Überwachung, ausreichende Schmerzausschaltung)
Typische Zitate:
- "Wir waren schon bei so vielen Tierärzten, aber niemand kannte sich aus."
- "Der Tierarzt hat uns überhaupt nicht ernst genommen."
- "Der Tierarzt wollte unser Kaninchen sofort einschläfern, obwohl es gar keine Diagnose gab."
- "Uns wurde ständig unterstellt, dass uns die Behandlung sowieso zu teuer für ein Kaninchen wäre."
- "Man hat gemerkt, dass sich die Mitarbeiter in der Praxis eigentlich nur für Hunde und Katzen interessieren."
- "Die Zähne werden regelmäßig eingeschliffen, aber wurden noch nie geröngt."
- "Uns wurde noch nie gesagt, dass ein weibliches Kaninchen kastriert werden sollte."
- "Der Tierarzt sagte, dass Kaninchen, die in der Wohnung leben, nicht geimpft werden müssen."
- "Wir sollten eine Heu-Diät machen und das Grünfutter weglassen."
- "Der Tierarzt hat sich überhaupt keine Zeit genommen, wir waren nach 10 Minuten wieder draußen."
- "Man hat unser Kaninchen am Nacken hochgenommen."
- "Wir haben ein cortisonhaltiges Medikament (z. B. Hautsalbe, Ohrentropfen, Augentropfen) bekommen."
- "Die Ursache für die Schnupfensymptome soll eine Allergie sein."
- "Das Auge ist schon lange entzündet und kein Medikament hat geholfen. Die Zahnwurzeln wurden noch nie kontrolliert."
- "Uns wurde gesagt, unser Kaninchen hätte eindeutig EC (E. cuniculi). Es wurde aber nie Blut abgenommen und noch nie der Kopf geröngt oder ein CT durchgeführt, um eine Ohrenentzündung auszuschließen."
Es ist nur nachvollziehbar, dass viele dieser Besitzer auch einem Spezialisten zunächst skeptisch gegenüberstehen, Vorgehensweisen hinterfragen, in sozialen Netzwerken nachhaken oder sich weitere Expertenmeinungen einholen.
Ich lege großen Wert auf einen ehrlichen Austausch, denn nur mit einer engen Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Tierbesitzer kann ein Tier optimal behandelt werden. Offene Fragen, etwaige Zweifel und Kritik, Sorgen und Ängste sowie eingeholte Zweitmeinungen können und sollen jederzeit offen kommuniziert werden.
Nicht zuletzt sind wir Tierärzte auf ehrliches Feedback angewiesen, um uns zu verbessern und mögliche Fehler beheben zu können - im Sinne unserer Patienten und ihrer Besitzer.